Höhe auf Reisen

Höhenkrankheit: Definition, Symptome, Vorbeugung und Maßnahmen

 

"Ich gehe auf einen Gipfel und wenn ich wieder herunterkomme, bin ich eine anderer Mensch."

Peter Habeler

Was ist die Höhenkrankheit? 

Unter der akuten Höhenkrankheit (engl. Acute Mountain Sickness – AMS) versteht man eine reversible Störung infolge unzureichender Anpassung (Akklimatisation) des Körpers an den verminderten Sauerstoffpartialdruck in größeren Höhen – typischerweise ab etwa 2.500 m Schlafhöhe. AMS kann sich rasch entwickeln und bei unzureichender Reaktion lebensbedrohliche Komplikationen wie ein Höhenlungenödem (HAPE) oder Höhenhirnödem (HACE) nach sich ziehen. 

Quelle: Berghold F., Gieseler U., Schaffert W. (2015): Handbuch der Trekking- und Höhenmedizin 

Was bedeutet Akklimatisation?

Akklimatisation ist die physiologische Anpassung des Körpers an neue Umweltbedingungen – in diesem Fall an die geringere Sauerstoffverfügbarkeit in der Höhe. Die Anpassung umfasst u. a. eine gesteigerte Atemfrequenz, eine erhöhte Bildung roter Blutkörperchen sowie hormonelle Veränderungen. Sie erfolgt individuell unterschiedlich und benötigt ausreichend Zeit. 

 

Symptome der Höhenkrankheit

Eine junge Frau sitzt auf einem Felsen und hält sich mit beiden Händen links und rechts den Kopf.

Höhenkopfschmerz
Häufigstes und frühestes Symptom. Kopfschmerzen allein sind kein eindeutiger Beleg für AMS – rund 75 % der Höhenbergsteiger*innen berichten davon. Treten jedoch zusätzlich Symptome wie Atemnot in Ruhe, Übelkeit, Appetitverlust, Müdigkeit, Apathie, Ödeme (besonders im Gesicht), Schwindel, oder Trockener Reizhusten auf, muss eine akute AMS in Betracht gezogen werden. 

Ein Mann sitzt vor einem Baum im Wald und stützt die Ellenbogen auf die Knie. Die Hände hält er vor dem Gesicht.

Plötzlicher Leistungsabfall
Ein markanter Rückgang der körperlichen Leistungsfähigkeit – etwa häufige Pausen ohne Erholung – kann ein Frühsymptom für ein beginnendes Höhenlungenödem (HAPE) sein. HAPE ist potentiell lebensbedrohlich und erfordert sofortiges Handeln. 

 

Zwei Füße mit Wanderschuhen sind in Nahaufnahme auf felsigem Untergrund zu sehen.

Gang- und Stehunsicherheit 
Gleichgewichtsstörungen in Kombination mit anderen Symptomen (z. B. Apathie, Übelkeit, Kopfschmerz) sind hochalarmierend. Sie deuten auf ein Höhenhirnödem (HACE) hin, eine akute Notfallsituation mit Lebensgefahr.


Quelle: Hackett P.H., Roach R.C. (2001): High-altitude illness. New England Journal of Medicine, 345(2), 107–114. 

Sofortmaßnahmen bei Höhenkrankheit

Selbst milde Symptome können sich innerhalb weniger Stunden verschlechtern. Deshalb gilt: 

Bei leichter AMS
- Den Aufstieg nicht fortsetzen und Ruhetag einlegen 
- Bei ausbleibender Besserung bis zum nächsten Morgen muss in Begleitung abgestiegen werden 

Bei schwerer AMS, HAPE oder HACE: 
Nicht auf Besserung oder Rettung warten und somit eine Verschlechterung des Zustands riskieren, sondern: 
- Sofort in tiefere Höhenlagen absteigen (idealerweise um 500–1000 Hm oder mindestens bis zur letzten beschwerdefreien Schlafhöhe) 
- Zusatzmaßnahmen: Flaschensauerstoff, Medikamente (z. B. Acetazolamid, Dexamethason, Nifedipin), ggf. Überdrucksack (Certec Bag)

Quellen: 
Bärtsch P., Swenson E.R. (2013): Acute high-altitude illnesses. New England Journal of Medicine, 368(24), 2294–2302. 
Basnyat B., Murdoch D.R. (2003): High-altitude illness. Lancet, 361(9373), 1967–1974. 

 

Taktische Grundsätze der Höhenanpassung (Akklimatisation)

Die kritische Grenze, ab der eine gezielte Höhentaktik notwendig wird, liegt bei etwa 2.500–3.000 m Schlafhöhe. Oberhalb dieser Höhe gilt: 

Fünf Wandernde mit Wanderstöcken und Rucksäcken gehen hintereinander auf einem schmalen Pfad am Hang.

1. Nicht zu schnell höher steigen
Die Gestaltung der Aufstiegsetappen stellt oft einen Kompromiss zwischen höhenmedizinischen Empfehlungen, dem Zeitbudget sowie den örtlichen Verhältnissen (Gelände, Zeltplätze, Lodges) dar. Wo möglich, ist ein aktiver Aufstieg zu Fuß einem raschen Erreichen des Höhenziels z. B. per Seilbahn, Helikopter oder Flugzeug vorzuziehen. Der tägliche Höhenunterschied beim Aufstieg (maßgeblich ist immer die Schlafhöhe) liegt im Optimalfall zwischen 300 – 400 Hm. Kann dies nicht eingehalten werden, sollte der Unterschied max. 600 hm nicht überschreiten. Beträgt die Höhendifferenz zum nächsten Camp beträchtlich mehr, sollten auf der neuen Höhe mindestens zwei Nächte verbracht werden. Wer sich nach Ankunft in der höher gelegenen Unterkunft wirklich fit fühlt, kann am selben Tag noch etwas höher steigen, z. B. 200 Hm über die Schlafhöhe hinaus und dann zurückkehren, um sich für den Folgetag schon zu akklimatisieren. 

Acht Wanderer mit Tagesrucksäcken steigen hintereinander einen steilen Hang bergauf.


2. Langsam gehen - tief atmen
In der kritischen Akklimatisationsphase sollte das (womöglich aus den Alpen gewohnte) Gehtempo bewusst reduziert werden und ein sogenanntes aerobes Gehtempo gewählt werden. Was heißt das? Ein Tempo, bei dem man nicht außer Atem gerät, sich während des Gehens noch gut unterhalten kann und damit nicht in eine „Sauerstoffschuld“ durch Überanstrengung (= anaerob) gerät.  

 

 

Ein Mensch mit grauen T-Shirt misst mit seiner linken Hand seinen Puls am Handgelenk der rechten Hand.


3. Beobachtung der Herzfrequenz - Pulskontrolle  
Die regelmäßige Kontrolle des Pulswertes ist ein wichtiger Parameter für den Akklimatisationszustand. Liegt der Ruhepulswert (z. B. morgens, liegend) um mehr als 20 Prozent über dem individuellen Talwert (zu Hause oder vor Trekkingbeginn im Tal gemessen), kann dies ein Hinweis dafür sein, dass man sich gerade in der kritischen Akklimatisationsphase befindet. Kehrt der Ruhepuls später wieder zum individuellen Talwert zurück, bedeutet dies, dass der Akklimatisationsprozess in diesem Höhenbereich erfolgreich abgeschlossen ist.  

 

Drei orangene Zelte stehen auf einer Ebene. Im Hintergrund ist der schneebedeckte Berg Kilimanjaro zu sehen.


4. Gut schlafen  
Die nachts gedämpfte Atmung und der sich verlangsamende Kreislauf beeinträchtigen evtl. die Schlafqualität in großer Höhe. Auch sind Schlafstörungen z. B. durch periodische Schlafatmung, häufiges Urinieren oder störende Geräusche keine Seltenheit. Durch das Liegen mit leicht erhöhtem Oberkörper kann man nachts die Atmung unterstützen. Auf die Einnahme von Schlafmitteln sollte verzichtet werden. 


 

Zwei Menschen stehen vor einem kleinen Tisch der zwischen zwei Zelten steht. Aus einem Behältnis fließt Wasser und die Frau wäscht sich die Hände.


5. Gesund bleiben  
Zu häufigen Komplikationen beim Aufenthalt in abgelegenen Regionen gehören Verdauungsstörungen: Diesen kann man durch regelmäßiges Händewaschen sowie Trinkwasser- und Lebensmittelhygiene vorbeugen. 

Hinzu kommen mögliche Atemwegsinfekte. Die Schleimhäute kann man durch ein Tuch vor dem Mund oder durch das Lutschen von Pastillen feucht halten. In großer Höhe / bei großer Kälte sollte auf das Duschen und vor allem auf das Haarewaschen verzichtet werden. 
 

Eine junge Frau mit gelber Mütze hält eine gelbe Wasserflasche in der Hand und hat die Augen geschlossen.


6. Genügend trinken  
In großer Höhe kommt es durch die körperliche Anstrengung in kalter, trockener Luft zu einem verstärkten Flüssigkeitsbedarf. Der Bedarf sollte durch regelmäßiges, vermehrtes Trinken gedeckt werden, um leistungsfähig zu bleiben, aber auch um Thrombosen und Erfrierungen vorzubeugen. Der Urin sollte hell und klar sein.
Faustregel: pro 1000 m Höhe 1 Liter am Tag. 


 

Eine Gruppe von fünf Wanderern steht auf einem Platteau in einer Berglandschaft. Ein Wanderer kramt in seinem Rucksack, der auf dem Boden steht.

7. Symptome frühzeitig erkennen und Warnzeichen ernst nehmen 
Höhenbedingte Beschwerden werden häufig verdrängt, falsch interpretiert oder verschwiegen. Deshalb ist es wichtig, sich und andere ab dem ersten Tag in der Höhe aufmerksam zu beobachten. Jeder Reisende sollte sich täglich fragen: Wie ging es mir gestern? Wie war die Nacht? Was kann ich mir heute zumuten? Permanenter Austausch innerhalb der Gruppe und mit der Reiseleitung zur aktuellen Verfassung und zum Akklimatisationsfortschritt ist sehr wichtig. Kritische Fragen können hier sein:  
- Zeigt jemand auffällige Stimmungsschwankungen oder ungewöhnliche Teilnahmslosigkeit
- Muss eine Person unverhältnismäßig oft rasten
- Wird ein deutlicher Leistungsabfall oder unsicherer Gang beobachtet? 
 

Zwei Wanderer mit Kapuze auf dem Kopf steigen einen steinigen Hang hinunter.


8. Kein weiterer Aufstieg bei Krankheitssymptomen 
Dies gilt besonders für die Symptome der Höhenkrankheit, aber ggf. auch für andere Krankheitssymptome. Bereits bestehende gesundheitliche Probleme können sich in großer Höhe aufgrund der Mehrbelastung des Organismus verschlechtern. Falls auch in gleichbleibender Höhe keine Besserung eintritt, muss abgestiegen werden.  

 

Das tun wir für eine gute Akklimatisation auf unseren Reisen

Auf einem Tisch liegt eine Landkarte und ein Notizbuch. Eine Frau hält einen Stift in der einen Hand und in der anderen eine Tasse Kaffee.
Durchdachte Routen- und Etappenwahl

Als Reiseveranstalter können wir bereits im Vorfeld der Reise wesentlich dazu beitragen, dass Ihr Höhentrekking erfolgreich verläuft und setzen daher auf eine sorgfältige Planung und Vorbereitung.  Der erste Schritt beginnt mit einer durchdachten Routen- und Etappenwahl. So ist es unser Ziel, die ersten Tage in der Höhe so geruhsam wie möglich zu gestalten, damit Ihr Körper Zeit hat, sich zu akklimatisieren.

13 Personen der Cuyuni Gemeinde aus Peru stehen aufgereiht mit zwei Lamas nebeneinander und lächeln freundlich
Unterstützung vor Ort

Auch die Zuhilfenahme einer Begleitmannschaft und der organisierte Gepäcktransport spielen für die erfolgreiche Akklimatisation eine wichtige Rolle. Ihr Gehtempo können Sie in der Regel selbst bestimmen. Wir halten Ihre Reiseleitung und die lokalen Begleiter*innen dazu an, dies zu fördern und zu unterstützen. Dennoch kann es es witterungs- und/oder geländebedingte Situationen geben, die ein Zusammenbleiben der Gruppe erforderlich machen. In diesen Fällen wird auf die langsameren Teilnehmer*innen selbstverständlich Rücksicht genommen.

Ein nepalesischer Reiseleiter mit bunter Mütze lacht freundlich in die Kamera.
Kompetente Reiseleitung

Ihre Reiseleitung wird kontinuierlich über aktuelle Entwicklungen in der Höhenmedizin informiert und führt eine nach neuestem Stand ausgerüstete Notfall-Apotheke mit. Diese beinhaltet Medikamente gegen akute Höhenkrankheit, Höhenlungenödem und Höhenhirnödem. 

Ein Reiseleiter sitzt neben einem gelben Überdrucksack am Boden.
Überdrucksäcke für den Notfall

Bei Touren, die in extreme Höhen führen und bei denen ein schneller Abtransport in tiefere Lagen nicht möglich ist, wird ein Überdrucksack (Certec Bag) mitgeführt. Unsere Reiseleiter*innen sind im Umgang mit diesem Hilfsmittel geschult und können im Notfall sofort handeln.

Das können Sie selbst für eine gute Akklimatisation tun

Die richtige Vorbereitung spielt eine entscheidende Rolle, um das Risiko einer Höhenkrankheit zu minimieren. Es ist wichtig, nicht direkt vom Schreibtisch zur Reise aufzubrechen, sondern dem Körper vor der Abreise eine Ruhephase zu gönnen und die Kondition gezielt zu trainieren.

  • Kann durch eine gute Vorbereitung sichergestellt werden, dass die Höhenkrankheit nicht auftritt? 

Trotz aller Vorbereitung kann die Höhenkrankheit jedoch nie vollständig ausgeschlossen werden. Auch mit einer guten körperlichen Verfassung und ausreichend Akklimatisierung kann die Reaktion auf die Höhe individuell unterschiedlich ausfallen. So kann es auch sein, dass der Körper bei jedem Aufenthalt in großen Höhen anders reagiert. 
Indem Sie die beschriebenen taktischen Grundsätze der Höhenanpassung sowie die entsprechenden Verhaltensempfehlungen befolgen, legen Sie bereits einen wichtigen Grundstein für Ihre Gesundheit und somit einer erfolgreichen Gipfel-Besteigung oder einem Trekking in großer Höhe. 

  • Spielt das Alter eine Rolle für die Reaktion auf die Höhe und das Auftreten der Höhenkrankheit? 

Auch das Alter spielt keine ausschlaggebende Rolle. Interessanterweise haben ältere Menschen durch ihre Lebenserfahrung und Umsicht sogar oft weniger Probleme mit der Anpassung an große Höhen. 

  • Kann ich trotz Vorerkrankungen in der Höhe wandern? 

Insbesondere bei Vorerkrankungen empfehlen wir Ihnen, rechtzeitig vor der geplanten Reise Ihren Hausarzt zu konsultieren. 

  • Was kann ich tun, wenn ich mir unsicher über meine Eignung für ein Höhentrekking bin? 

Sollten Sie vor der Entscheidung für oder gegen eine Trekkingreise in große Höhe stehen, fragen Sie uns. Wir kennen die Gegebenheiten vor Ort und helfen Ihnen gerne dabei, die richtige Wahl in Bezug auf das Reiseziel und den Schwierigkeitsgrad zu treffen. 

Bei Interesse können wir Ihnen außerdem das Hypoxicum in München empfehlen. Das Institut für Höhentraining bietet neben einem Höhenverträglichkeitstest die Möglichkeit, sich mittels individueller Trainingspläne auf einen Aufenthalt in großer Höhe vorzubereiten. 

 

Kontakt und Information
Institut für Höhentraining – Hypoxicum München
Inhaber Flavio Mannhardt
Spiegelstr. 9, 81241 München
Tel.: 089 551 356 20

info@hypoxicum.de
www.hypoxicum.de
 

Weiterführende Informationen

Bitte beachten Sie, dass unsere Ausführungen zur „Höhe auf Reisen“ lediglich eine Zusammenfassung einer sehr umfassenden Thematik darstellen.

Zur weiteren fachlichen Auseinandersetzung empfehlen wir das Handbuch der Trekking- und Höhenmedizin (8. Auflage von 2015) von Prof. Dr. Franz Berghold, Ulf Gieseler und Dr. Wolfgang Schaffert oder andere weiterführende Literatur. 

Weiterführende Literatur 

  • Berghold F., Gieseler U., Schaffert W. (2015): Handbuch der Trekking- und Höhenmedizin, 8. Auflage, Thieme Verlag 

  • DAV Panorama 3/2020, S. 50-52 

  • Hackett P.H., Roach R.C. (2001): High-altitude illness. New England Journal of Medicine, 345(2), 107–114. 

 

Neugierig?

Jetzt anmelden zum Newsletter und die neuesten Inspirationen und Reiseangebote für Wander- und Trekkingreisen erhalten!