Kapverden – Neue Wege entdecken

Reisebericht von Uwe Müller

... ich bin wieder zurück, bin wieder eingetaucht in den Alltagswahnsinn. Aber immer noch zehre ich von den sonnigen Tagen, der tollen Gemeinschaft innerhalb der Gruppe, den wunderbaren Eindrücken von Natur und Menschen. Die Anstrengungen sind vergessen, sowie die Hitze, der Staub, das manchmal sehr wenige Wasser und der aufregende Transport mit Fischerbooten kurz vor Ende des Trekkings, wegen eines verschütteten Weges …


Uwe Müller

Kapverden - Neue Wege entdecken – Überquerung von Santo Antão

Erinnerung an eine traumhafte Reise

Karge Bergwelt auf Santo Antão

Wir sind eingetaucht in diese Insel, ganz tief, dort wo fast kein Fremder mehr hinkommt, sind wir durch fruchtbare Täler und über trockene Hochebenen gewandert, entdeckten traumhaft gelegene Buchten und einsame schwarze Strände.

Wir sind mit Blicken auf einen unbeschreiblichen Sternenhimmel eingeschlafen und wurden von krähenden Hähnen beim ersten Anflug des Tages wieder geweckt.

Die surreale Landschaft, die Stille in dieser wilden unberührten Natur, Orte die nur zu Fuß erreichbar sind und in denen es für mehrere Tage kein WIFI mehr gab. Wir waren endgültig angekommen in der Einsamkeit und Weite von Santo Antão.

Auf der trockenen Hochebene, wo uns schließlich die Härte, ja fast Unmöglichkeit des Überlebens in Gegenden ohne Niederschlag vor Augen geführt wurde, wo es kein fließendes Wasser mehr gab.

Hier begegneten wir Menschen, deren einfaches Leben uns berührte, die uns herzlich und neugierig aufnahmen und die trotz aller Entbehrungen ein Gefühl von Zufriedenheit ausstrahlten. Die Kinder, die sich über kleinste Geschenke von uns so sehr gefreut haben, diese strahlenden Augen werde ich nie mehr vergessen.

Über den Atlantik nach Tarrafal

Der Tag, als wir von hier wieder aufbrachen und endlich der Wassertank-Laster in den frühen Morgenstunden, nach 14-tägiger Wartezeit für die Bewohner, in den Ort gefahren kam... ein unbeschreibliches Gefühl. Hier wird einem bewusst, auf welch hohem Niveau wir teilweise in Europa jammern!

Mit vielen neu gewonnenen Eindrücken machten wir uns dann wieder auf den Weg, steil ging es hinab nach Monte Trigo, einem kleinen idyllischen Fischerort, der nur zu Fuß oder mit Booten erreichbar ist. Dort wohnten wir in schönen kleinen Steinhäusern und waren die ersten Übernachtungsgäste seit zwei Jahren. Von hier aus sollte sie dann am nächsten Tag starten, unsere letzte Wanderung nach Tarrafal, einer Oase im wüstenhaften Südwesten der Insel gelegen. Aber was tun, wenn einem die Einheimischen sagen, dass der einzige Weg dorthin wegen mehrerer Erdrutsche nicht mehr begehbar ist. Schnell war klar, dass unsere letzte Etappe, über den Atlantik an das Ziel unseres Trekkings führen musste.

Die lokale Agentur hatte bereits mit den Fischern vor Ort Kontakt aufgenommen und verhandelt. So machten wir uns also am Morgen des elften Tages samt unserer Rucksäcke auf den Weg zum Strand. Die Fischer mit ihren Booten warteten bereits auf uns, wir wurden in ein Boot gehievt und dieses wurde dann von mehreren Männern über den Strand auf das Wasser gezogen. Dann ging es erst einmal einige Meter hinaus auf den Atlantik, bevor einige von uns noch auf ein anderes Boot umsteigen mussten damit genügend Platz für die Fischer, für uns und unsere Rucksäcke war. Dann ging sie los unsere Fahrt nach Tarrafal. Entlang der steilen Küste, die sich während der Fahrt langsam von einer kargen Felslandschaft immer mehr zu einer grünen Oase entwickelte, dabei noch begleitet von einigen fliegenden Fischen.

Schön war er, dieser Perspektivenwechsel. Der Blick vom Meer auf diese wunderschöne Insel, die wir in 9 Tagen auf teils unglaublichen Wegen durchquert hatten, das hatte etwas Besonderes. Nach 45 Minuten kamen wir schließlich an unserem Ziel in Tarrafal an. Wir sprangen in das kniehohe Wasser, nahmen unsere Rucksäcke auf und wateten an den Strand. Noch ein letzter Blick zu den Booten, ein freundliches Winken der Fischer und schon fuhren sie wieder zurück in ihren kleinen Fischerort, nach Monte Trigo.

Wir hingegen waren angekommen, am Ziel unseres 10-tägigen Trekkings. Zwei Tage Erholung am schwarzen Lavastrand von Tarrafal hatten wir uns jetzt verdient. Wir badeten im warmen Atlantik, genossen einige Sundowner, leckere kapverdische Gerichte und auch einige Strelas (einheimisches Bier). Aber natürlich unternahmen wir, wie könnte es bei einer Trekkinggruppe anders sein, auch noch einige teils wirklich abenteuerliche Wanderungen, bevor wir noch einmal durch beeindruckende Landschaften in die Hafenstadt Porto Novo gefahren wurden. Mit der Fähre ging es dann wieder hinüber nach Mindelo auf die Nachbarinsel São Vicente.

Sehnsuchtsorte

Hier tauchten wir langsam wieder ein, in die sich für uns inzwischen laut anfühlende, pulsierende Musik- und Kulturhauptstadt der Kapverden. Gemeinsam mit unserem lieb gewonnen Local Guide Delisio, machten wir uns auf den Weg Mindelo zu erkunden.

Zum Abschluss dieser besonderen Stadttour führte uns Delisio noch in die Werkstatt eines Gitarrenbauers, der uns Einblicke in seine Arbeit gewährte und in dessen Anschluss wir noch mit typischer Musik von den Kapverdischen Inseln unterhalten wurden. Mit Sodade, einem Song der wohl bekanntesten, inzwischen verstorbenen, einheimischen Sängerin Cesaria Evora, wurden wir schließlich verabschiedet. Sodade (Sehnsucht), genau das beschreibt mein Gefühl, wenn ich an diese unglaubliche Reise zurück denke.
Und dann kann ich es kaum noch erwarten, Santo Antão mit seiner einzigartigen Natur und seinen so unglaublich liebenswerten Menschen wieder zu sehen.

Denn eines ist sicher, ich werde wieder kommen. Diese Reise hinterlässt ihre Spuren. Wegen solch bleibender Eindrücke bin ich Reiseleiter geworden. Solche Touren mit wirklich einzigartigen Erlebnissen und Momenten, möchte ich immer wieder mit meinen Gästen teilen.

Weitere Impressionen der Kapverden-Reise:

Santo Antão – Tarrafal
São Vicente – Strand von Mindelo
Santo Antão – Blick nach Fontainhas

zur Reise: Kapverden - Überquerung Santo Antão